Windpark ganz nah
Weil Hüntwangen im Richtplan als Standort für 220 Meter hohe Windenergieanlagen eingetragen werden soll, besuchte die SVP den Windpark Verenafohren.
Mit der Gesamthöhe von 199.5 Metern sind die drei Türme in Tengen (D) zwar 20 Meter kleiner als diejenigen, mit welchen die Baudirektion des Kantons Zürich für Hüntwangen/Wasterkingen rechnet. Trotzdem sind sie von Anhöhen über das ganze Zürcher Weinland hinweg sichtbar, am Horizont, unmittelbar neben der Schweizer Grenze zum Kanton Schaffhausen, oberhalb von Merishausen. Nähert man sich den Turbinen zu Fuss, tauchen sie dank Wald und Topografie erst auf, wenn man kurz vor ihnen steht. Sie sind auf der flachen Oberseite des Randenausläufers von deutscher Seite her zurückversetzt und das Merishausertal ist zu eng und steil. So sieht man vom benachbarten Siedlungsgebiet die Windkraftanlagen kaum, höchstens das Aufblitzen eines Rotorblatts über den Baumwipfeln. In Hüntwangen wäre es anders: Die Kraftwerke verdoppelten die vertikale Ausdehnung der Gemeinde, unmittelbar oberhalb der steilsten Parzelle am höchsten Punkt der Gemeinde stehend, unterhalb, 400 Meter entfernt, liegt ein Bauernhof und 700 Meter entfernt das Siedlungsgebiet.
Wir werden von Jutta Gaukler von der Energieagentur Kreis Konstanz freundlich mitgenommen auf den informativen Spaziergang, entlang der Route, auf welcher die Bauteile transportiert wurden. Dabei war der Turm zerlegt in halbkreisförmige Beton- und Stahlelemente, die 70 Meter langen Rotoren aber wurden am Stück im Schritttempo die Waldstrasse hinaufgefahren, unten wurden sie auf einem Installationsplatz auf Spezialfahrzeuge verladen. Nur das steilste Stück der Strasse unmittelbar nach dem Dorf wurde befestigt und ist es heute noch, die Kurven wurden erweitert, was nicht mehr überall erkennbar ist. Es gab (anders als in Hüntwangen) keine Spitzkehren und die Breite der Kiesstrasse beträgt 4 bis 5 Meter. 2017 konnte der Windpark mit einem Fest für Vereine und Bevölkerung eingeweiht werden.
Jutta Gaukler nimmt zu möglichen Einwendungen Stellung: Flora und Fauna nahmen durch den Windpark keinen irreparablen Schaden. Wie bei jedem Bau muss Waldfläche ersetzt werden (eine der Ausgleichsmassnahmen), Vogelschlag und Zusammenstösse mit Fledermäusen werden mit sensiblen Überwachungssystemen und Rotorbremsen minimiert, Auswirkungen auf den Wildtierbestand wurden nicht festgestellt, Tiere gewöhnen sich rasch. Der Stroboskop-Effekt im Schatten der Rotoren wird bei der Platzierung der Türme berücksichtigt und trifft keine Liegenschaften. Auswirkungen gibt es doch: Verenafohren wurde auch deshalb zum Standort, weil hier seltene Arten besser vor den Folgen des Baus geschützt werden konnten, als anderswo: Es mussten lediglich einige Kolonien der kahlrückigen Waldameise umgesiedelt und einige gelben Frauenschuhe (Orchideen) vor Staub geschützt werden, Schätze, die es in Hüntwangen leider nicht gibt.
So bleiben als Gegenargumente gegen Windkraftanlagen nur deren Sichtbarkeit: In Merishausen oder Wiechs am Randen zwar nicht, wohl aber in Hüntwangen werden sie das Ortbild dominieren. Und eine unbeantwortete Frage: Obwohl es windete, standen ausgerechnet beim Besuch der SVP die Rotoren still. Ein Ohr voll «flapp… flapp…. flapp…» wäre informativ gewesen.
Zum Ökonomischen: Der Windpark ist im Besitz mehrerer lokaler Elektrizitätswerke (darunter Stadt und Kanton Schaffhausen) und somit der Gemeinden, auf oder neben deren Boden er steht. So gibt es eine Gewinnbeteiligung der Bevölkerung: Sie profitiert davon, dass die Windenergie in Deutschland subventioniert ist durch die auf zwanzig Jahre begrenzte Einspeisevergütung. Darum, so Jutta Gaukler, werden die Lebenszeiten von Windenergieanlagen mit 20 Jahren angegeben. «Natürlich müssen sie dann nicht gerade ersetzt werden, vielleicht laufen sie noch lange weiter». Gut, dass sie nicht sofort entsorgt werden müssen, denn das ist bekanntlich kompliziert. Aber ob sich das rechnen wird? Produziert werden in Verenafohren 20 Mio. Kilowattstunden pro Jahr, Elektrizität für 5000 Haushaltungen oder 20’000 Menschen, in den Zeiten, in denen es windet. Wenn nicht, kommt der Strom auch für diese Menschen aus weniger umweltfreundlichen Quellen, die dank Windenergie zwar weniger produzieren müssen, jedoch nicht ersetzt werden können.
Bei einem feinen Mittagessen im Gemeindehaus Merishausen liessen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den SVP-Ausflug 2025 würdig ausklingen.
SVP Hüntwangen
Matthias Hauser, Vorstandsmitglied
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